Vorträge

Dr. Rosemarie Cordie, Leiterin des Archäologieparks BELGINUM
Europäische Akademie für Wein und Kultur Trier  Vortragsreihe der Europäischen Akademie für Wein- und Kultur Trier
Europäische Akademie für Wein und Kultur Trier  Essen, Trinken und Gespräche - Weingenuss bei den Kelten
Nachbau eines Situlenständers nach einer Szene auf der Situla von Kuffern Um 520 vor Christus tauchen erstmals in den Fürstengräbern der Region sogenannte Situlen, lateinisch: Eimer auf. Importiert aus dem heutigen Tessin, bezeugen diese bronzenen Weinmischgefäße gleichermaßen gute Kontakte der hiesigen Kelten zum Mittelmeerraum, speziell den Griechen und Römern. Sie belegen die Aufnahme mediterraner Sitten ebenso wie die Adaption des Lebensstils. Dazu gehörte das Symposium, das (maßvolle) Trinken von Wein in Gesellschaft von Gastfreunden.

 
Abbildung: Nachbau eines Situlenständers nach einer Szene auf der Situla von Kuffern.  Museum Hallstatt.  Foto: Wolfgang David.  KeltenRömerMuseum Manching
 

Diese Symposien fanden Nachahmung an den Fürstenhöfen der Kelten. Seit Ende des 6. Jahrh. v. Chr. sind solche Situlen in Gräbern des Hunsrücks, der Eifel und am Mittelrhein belegt. Im Gegensatz zu den heimischen Situlen sind die Gefäße im südöstlichen Europa verziert mit Bildfriesen, die Szenen von Gelagen, Sportwettkämpfen, Jagden, Prozessionen usw. abbilden. Die Interpretation dieser Bildprogramme wird sehr kontrovers diskutiert. Im Verlaufe des 5. Jahrhunderts sind in den Gräbern luxeriöse Trinkgeschirre aus Bronze zu finden, die eindeutig Importe aus dem Mittelmeerraum belegen: Misch-, Schenk- und Trinkgefäße wie Kratere und Amphoren, Schnabel- oder Röhrenkannen, Becher, Schalen und reich verzierte Trinkhörner.

Umzeichnung des Bilderfrieses auf der Situla von Kuffern.

Abbildung: Umzeichnung des Bilderfrieses auf der Situla von Kuffern. Aus: Situlen. Bilderwelten zwischen Etruskern und Kelten auf antikem Weingeschirr.  Begleitheft zur Ausstellung (Morbach 2009).
Seit dem 6. Jahrhundert wird der Wein von Massilia, der griechischen Kolonie in Südfrankreich, nach Gallien verhandelt. In Amphoren oder Holz(?)fässer abgefüllt, erfolgt der Transport mit Booten über die Flüsse und später mit Karren auf dem Landweg. Schriftquellen berichten vom übermäßigen Weingenuss der Kelten, die darüber hinaus den Wein unverdünnt trinken.

Gräberfeld Belginum Grab 2315

Abbildung: Gräberfeld Belginum Grab 2315: Trinkservice: Becher aus Ton, Glasbecher in Form einer stilisierten Traubendolde, Kelle und Sieb. Mitte 1. Jahrh. n. Chr.  Aus: Gräber - Spiegel des Lebens (Mainz 1989).


Dass eine riesige Anzahl von Amphoren nach Gallien gelangte, (aus der Amphorenform kann z.B. das Herkunftsland bestimmt werden) belegen mit Amphorenscherben gepflasterte Straßen in den Oppida (stadtähnliche Anlagen) die Entsorgung dieser teuren Verpackung. Desgleichen benennen Stempel, aufgemalte Schriftzüge oder mit gestempelten Ton"korken" verschlossene Gefäße den Inhalt, Produzenten oder Händler der Ware.

Betrachtet man die wirtschaftsgeschichtliche Komponente zur keltischen Zeit, so sind viele Themen und Probleme denen der heutigen Zeit sehr ähnlich: Einfuhrverbote von Weinen, Erschließung von Märkten, Absatz von Weinen, Verbraucherverhalten, Begrenzung von Anbaumengen, Herkunftsnachweis und Qualitätssicherung, Verpackung und Entsorgung, um nur einige zu nennen.

Viele dieser Fragen wurden in der Antike sicherlich genauso wie in der Gegenwart bei einem guten Wein besprochen.

Europäische Akademie für Wein und Kultur