Veröffentlichungen

Zum 200. Todestag von Clemens Wenzeslaus. Die Weinbauverordnungen des letzten Trierer Kurfürsten von 1787.
Europäische Akademie für Wein und Kultur Trier  Schriftenreihe der Europäischen Akademie für Wein- und Kultur Trier, Heft 3, 2012
Europäische Akademie für Wein und Kultur Trier  Kurfürstlicher Weingenuss erinnert an Förderer der "guten Reben"
Raritätenprobe der Europäischen Akademie für Wein und Kultur zum Gedenken an Kurfürst Clemens Wenzeslaus - Wissenschaftliche Schrift neu aufgelegt.

Übergabe der neuen Broschüre an Prof. Dr. Laufner durch Dr. Gerd Scholten.

Abbildung: Übergabe der neuen Broschüre an Prof. Dr. Laufner durch Dr. Gerd Scholten.  
Von links nach rechts: Dr. Gilles (Landesmuseum Trier), Dr. Scholten (EuAWK), Prof. Dr. Laufner, Dr. Reuter (EuAWK), Herr Simon (Stadtarchiv Trier)


Er gilt als der Begründer des Qualitätsweinanbaus an der Mosel: Clemens Wenzeslaus von Sachsen, letzter Kurfürst und Erzbischof von Trier. Er starb vor 200 Jahren, am 27. Juli 1812 in Marktoberdorf im Allgäu. Vor 225 Jahren, 1787, hatte er den Winzern in seinem Herrschaftsbereich die Anpflanzung "guter Reben" befohlen. Dieser Erlass war die Grundlage dafür, dass die Rieslingrebe verstärkt an Mosel, Saar und Ruwer angebaut wurde und das Gebiet in der Folge zur führenden Riesling-Region wurde. Die Europäische Akademie für Wein und Kultur e.V. gedachte mit Unterstützung von Bischöflichen Weingütern und Moselwein e.V. aus Anlass seines 200. Todestages des großen Riesling-Förderers mit einer Veranstaltung, bei der sein Werk auch aus wissenschaftlicher Sicht nochmals beleuchtet wurde. Die Gäste kamen zudem in den Genuss ausgewählter Riesling-Raritäten aus sechs Jahrzehnten.


Weinglas Die Gäste der Gedenkveranstaltung dürften Clemens Wenzeslaus auch weiterhin in sehr guter Erinnerung behalten. Denn ihm verdankten sie einen besonderen Genuss. Als Höhepunkt der Raritätenprobe im Keller der Bischöflichen Weingüter wurde eine 1937er Longuicher Maximiner Herrenberg Riesling Auslese kredenzt, die mit ihren feinen Aromatik nach Toffee und Rosinen und einer noch erstaunlich lebendigen Säurestruktur für Begeisterung sorgte. Bruno Schmitt-Wagner aus Longuich hatte zwei Flaschen dieses Ausnahmeweines großzügig für die Veranstaltung gespendet. 1999 brachte eine Flasche des 1937ers bei der Versteigerung des Bernkasteler Rings immerhin 2250 D-Mark. Ein wahrer Schatz also, der zu Ehren des Kurfürsten geöffnet wurde.

Beifall ernteten auch die Spender der anderen edlen Weine, die an diesem Abend - von Claus Piedmont in gewohnt unterhaltsamer wie informativer Weise kommentiert - durch die Kehlen der rund 60 Weinfreunde flossen, die von der Europäischen Akademie eingeladen worden waren: eine fast zeitlos wirkende 1964 feine Auslese aus der Bernkasteler-Badstube von Dr. Pauly-Bergweiler, eine 1969er Auslese Brauneberger Juffer vom Paulinshof, 1971er Scharzhofberger Beerenauslese der Bischöflichen Weingüter, 1975er Kanzemer Altenberg Auslese des Weingutes von Othegraven oder 1983er Oberemmeler Karlsberg Eiswein aus dem Weingut Reichsgraf von Kesselstatt. Dass nicht nur Auslesen und Eisweine nach Jahrzehnten noch genießbar sind, bewies ein Kabinett halbtrocken des Jahrgangs 1981 vom Weingut Karthäuserhof. Grandios die 1989er Auslese lange Goldkapsel aus dem Saarburger Rausch von Forstmeister Geltz-Zilliken mit Aromen von Kräutern und getrockneten Früchten. Die 1990er Jahre wurden durch Weine der Weingüter Heinrich Mertes (1999er Waldracher Sonnenberg Auslese, Johann Reinert (1995er Ayler Kupp Auslese), Reverchon KG (1994er Filzener Herrenberg Auslese) und Geschwister Köwerich (1990er Köwericher Laurentiuslay Spätlese) bestens repräsentiert. Die Qualität des aktuellen Jahrgangs stellten die Bischöflichen Weingüter mit dem Begrüßungswein heraus: einem 2011er Scharzhofberger Riesling Kabinett, der bei der heißen Witterung der passende, fruchtige und leichte Aperitif war.


Mosel-Weinprinzessin Maria Sailler präsentiert den 1937er Abbildung: Mosel-Weinprinzessin Maria Sailler präsentiert den 1937er Longuicher Maximiner Herrenberg Riesling Auslese.

Bevor sich die Gäste im kühlen Keller den Raritäten widmen durften, stellte Dr. Gerd Scholten als Vorsitzender der Europäischen Akademie für Wein und Kultur im Foyer unter den Augen des letzten Trierer Kurfürsten - dessen wandfüllendes Gemälde dort zu bewundern ist - ein Heft vor, dass die Bedeutung von Clemens Wenzeslaus für die Mosel-Region erneut in den Blickpunkt rücken dürfte. 1987 hatte Professor Richard Laufner vom Stadtarchiv Trier seine Untersuchungen über die kurfürstlichen Weinbauverordnungen in der Schrift "200 Jahren Qualitätsweinbau an Mosel-Saar-Ruwer" zusammengefasst.
Dieses längt vergriffene Standardwerk hat die Akademie nun in Form einer Broschüre mit Unterstützung von Prof. Laufner, dem Trierer Stadtarchivar Bernhard Simon und dem Historiker Dr. Gilles (Rheinisches Landesmuseum Trier) neu aufgelegt. Autor Richard Laufner, der im August seinen 96. Geburtstags feierte, nahm geistig frisch und fit wie zu seinen Zeiten als Leiter des Stadtarchivs Trier, an der Präsentation und folgenden Probe teil.

Die kurzweilige Kommentierung der Rairtätenprobe durch Claus Piedmont wurde durch informative Beiträge von Karl Kirch und Dr. Stephan Reuter vom Vorstand der Europäischen Akademie sowie von Stadtarchivar Bernhard Simon und dem Sohn des Autors, Richard Laufner junior, ergänzt. Sie erläuterten die revolutionäre Verordnung des Kurfürsten, der binnen sieben Jahren alle "schlechten" Reben durch "gute" ersetzen ließ. Mit den schlechten Reben waren wohl die im 18. Jahrhundert noch weit verbreiteten Massenträger auf Basis des Weißen Heunisch gemeint, die laut historischer Quellen meist zwar viel, aber dünne und saure Weine ergaben. Die Verordnungen des Kurfürsten sorgten dafür, dass stattdessen Riesling und Elbling gepflanzt wurden.

Dr. Karl-Josef Gilles berichtete in seinem Vortrag über Triers letzten Kurfürsten und Erzbischof, der 1794 vor den französischen Revolutionstruppen in rechtsrheinische Gefilde (zunächst nach Koblenz, später nach Augsburg) flüchtete, während der größte Teil seines Staatgebietes der jungen französischen Republik einverleibt wurde. Der Historiker des Landesmuseums war frisch aus Marktoberdorf im Allgäu zurückgekehrt, wo Clemens Wenzeslaus 1812 verstarb und heute noch ungemein populär ist. Marktoberdorf widmet ihm eine große Veranstaltungs- und Vortragsreihe, bei der auch Gilles referierte.

Impression von der Raritätenweinprobe.

Abbildung: Impression von der Raritätenweinprobe.

Die politischen Wendungen des späten 18. Jahrhunderts verhinderten zunächst, dass die Weinbauverordnungen des Kurfürsten weiter umgesetzt wurden. Als die Mosel-Region nach dem Wiener Kongress 1815 dem Königreich Preußen zugeschlagen wurde, setzte die preußische Regierung in Trier vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Qualitätsförderung im Weinbau fort und der Rieslinganteil in den Weinbergen an Mosel, Saar und Ruwer stieg kontinuierlich an. Um 1900 erlebte die Region dann ihre Blütezeit, zu der die großen Weine aus den Steillagen weltweit begehrt waren und zu den teuersten Weinen der Welt zählten.

Die neu aufgelegte Broschüre "Die Weinbauverordnungen des Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus" ist gegen eine Schutzgebühr von 2,50 Euro in der Geschäftsstelle des Moselwein e.V. in der Gartenfeldstraße 12a in 54295 Trier erhältlich.

Ansgar Schmitz

Europäische Akademie für Wein und Kultur